Über die Autorin
Clara Ratzka (* 4. September 1872 in Hamm; † 3. November 1928 in Berlin) war eine deutsche Schriftstellerin. Sie verfasste unter anderem Romane, Gedichte und Reiseberichte und war eine wichtige Figur der Berliner Kulturszene zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Clara Ratzka kam als drittes der fünf Kinder von Joseph und Franziska Ernst zur Welt. Sie besuchte zunächst die Domschule und die Höhere Töchterschule in Münster. Anschließend schickten ihre Eltern sie ins Kloster Marienthal, ein Internat der Borromäerinnen im holländischen Groesbeek bei Nimwegen. Dort absolvierte sie ab 1886 eine dreijährige Lehrerinnenausbildung. Nach bestandenem Examen in Koblenz kehrte sie 1890 nach Münster zurück. Ihre Eltern erlaubten ihr aber nicht, ihren Beruf auszuüben. Auch ihr Vorhaben, Malerin zu werden, scheiterte am Widerstand der Eltern.
1894 heiratete sie den Großindustriellen Clemens Linzen aus Unna, mit dem sie allerdings eine wenig glückliche Ehe führte. Nach acht Jahren trennte sie sich 1900 von ihrem Mann und zog – gegen den Willen ihrer Familie – mit ihrem Kind nach Berlin. In Berlin entwickelte die finanziell unabhängige, allein erziehende Mutter zunächst ein lebhaftes Interesse an der gerade aufkommenden Frauenbewegung. Sie engagierte sich im „Verband fortschrittlicher Frauenvereine“ und gab zeitweise die Zeitung Korrespondenz Frauenfragen heraus. Parallel dazu begann sie, sich weiterzubilden, und studierte ab 1906 Nationalökonomie, Literatur und Philosophie. Als eine der ersten Frauen Deutschlands promovierte sie 1912 in Tübingen zur Dr. rer. pol. in den Fächern Staats- und Volkswirtschaft sowie Finanzwissenschaft. In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sie sich mit dem Thema Welthandelsartikel und ihre Preise.
Im Mai 1911 heiratete Ratzka den ungarischen Künstler Arthur Ludwig Ratzka, einen bekannten Berliner Porträtmaler, und zog mit ihm nach Berlin-Wilmersdorf. An seiner Seite tauchte sie ins kulturelle Leben der Reichshauptstadt ein. Die Kontakte zu Malern, Musikern und Literaten erschlossen ihr ein neues Lebensumfeld, das sie schließlich selbst zur Schriftstellerei brachte. Das Ehepaar Ratzka ging häufig auf ausgedehnte Reisen, die sie unter anderem in die Schweiz, nach Italien, Litauen und Finnland führten; später bereiste Ratzka die entferntesten Winkel der Welt. Von dort schickte sie zwischen 1910 und 1928 unzählige Reiseberichte nach Deutschland, die in vielen Tageszeitungen veröffentlicht wurden.
Ihren ersten Roman „Blaue Adria“ schrieb Ratzka während des Ersten Weltkriegs im Anschluss an eine Italien-Reise. Damit begann eine Phase intensiver literarischer Tätigkeit: Während der fast zehn Jahre dauernden Ehe mit Ratzka stellte sie zwei Romane im Jahr fertig. Ihr Ehemann übernahm das Lektorat und kümmerte sich um die Veröffentlichung ihrer Bücher. Ihre Themen fand Clara Ratzka in den sozialen Realitäten ihrer Zeit sowie in den Erfahrungen ihres eigenen Lebens. So warf sie in „Familie Brake“ (1919) – ähnlich wie Thomas Mann in Buddenbrooks – einen kritischen und zugleich liebevollen Blick auf eine großbürgerliche Familie des beginnenden 20. Jahrhunderts. Spätestens mit diesem Roman gelang Ratzka der schriftstellerische Durchbruch. Sie avancierte zu einer der meistgelesenen deutschen Autorinnen der 1920er Jahre. Weil vor allem in Ratzkas Romanen immer wieder starke Frauengestalten eine zentrale Rolle spielen, wurde sie als „Dichterin der Frauenschicksale“ bekannt.
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