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Die Jugend träumt, die Erfahrung rechnet: Melitta Falkner über das Leben, die Liebe und die Frauenbewegung


Wir treffen Melitta Falkner an einem sonnigen Nachmittag in ihrem Salon in der Villa am Starnberger See. Große Fenster geben den Blick frei auf das glitzernde Wasser und die bewaldeten Ufer. Der Raum ist geschmackvoll eingerichtet mit edlen Möbeln, kostbaren Teppichen und Kunstwerken an den Wänden. Ein Hauch von Luxus und Gediegenheit liegt in der Luft. Hier, in ihrer privaten Oase, fernab vom Trubel der Stadt, ist Melitta Falkner bereit, sich unseren Fragen zu stellen.

Wir freuen uns anlässlich der Neuveröffentlichung des Romans »Spieglein, Spieglein an der Wand!« ein exklusives Interview mit Melitta Falkner, der Protagonistin aus Emma Haushofer-Merks Roman präsentieren zu können. Frau Falkner, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns nehmen.

Melitta F.: Der Dank gilt Ihnen. Es freut mich, über meine Geschichte und die Gedanken, die mich bewegen, sprechen zu können.

Frau Falkner, Sie sind bekannt für Ihre Schönheit und Ihren eleganten Lebensstil. Was bedeutet Ihnen wahres Glück?

Melitta F.: Wahres Glück? (lächelt) Das ist eine Frage, über die ich mir in letzter Zeit viele Gedanken gemacht habe. Natürlich genieße ich die Annehmlichkeiten meines Lebens, die Gesellschaft, die schönen Dinge. Aber Glück ist vergänglich, wie ein Abend auf einem Maskenball. Man vergisst den Alltag für ein paar Stunden, doch am Ende steht man wieder in der Realität.

Im Roman »Spieglein, Spieglein an der Wand« von Emma Haushofer-Merk werden Sie als Frau beschrieben, die sich in der Welt des Scheins bewegt. Wie stehen Sie zu dieser Darstellung?

Melitta F.: Ach, die Schriftsteller! Immer auf der Suche nach dem Skandalösen, dem Hintergründigen! Natürlich spielt die äußere Erscheinung eine Rolle, besonders in der Gesellschaft, in der ich mich bewege. Aber glauben Sie mir, hinter der Fassade verbirgt sich auch ein fühlendes Herz.

Ihre Tochter Henni scheint einen anderen Weg gefunden zu haben. Sie engagiert sich für soziale Belange, sucht die Nähe zur Natur. Sehen Sie in ihr ein Gegenmodell zu sich selbst?

Melitta F.: Henni ist noch jung, voller Ideale. Sie wird ihren Weg schon finden. Manchmal beneide ich sie um ihre Unbekümmertheit, ihren Idealismus. Aber so ist es nun mal: Die Jugend träumt, die Erfahrung rechnet.

Stichwort Erfahrung: Sie haben den Tod Ihres Mannes, Paul Falkner, verarbeitet, mussten mit Enttäuschungen umgehen. Hat diese Erfahrung Ihre Sicht auf das Leben verändert?

Melitta F.: Der Tod meines Mannes hat mich tief getroffen. Paul war ein herzensguter Mensch, er hat mir meine Sehnsucht nach einem Leben in der Gesellschaft ermöglicht. Durch ihn habe ich gelernt, dass wahres Glück nicht in oberflächlichen Dingen liegt, sondern in der Liebe und Zuneigung der Menschen, die einem nahestehen.

Gerade Ihre Beziehung zu Henni erscheint schwierig. Wie hat sich diese nach dem Bootsunglück verändert?

Melitta F.: Das Bootsunglück war ein Wendepunkt in meinem Leben. Der Schock, Henni beinahe verloren zu haben, riss mich aus meiner Gleichgültigkeit. Mir wurde bewusst, wie sehr ich sie liebe und dass ich sie durch meine Oberflächlichkeit vernachlässigt habe. Es ist nicht einfach, die entstandene Distanz zu überbrücken, aber ich hoffe, dass Henni mir verzeihen kann.

Wie sehen Sie rückblickend die Ereignisse des Romans?

Melitta F.: Ich habe Fehler gemacht, das ist mir bewusst. Ich habe mich blenden lassen von der Oberflächlichkeit der Gesellschaft und meine eigenen Bedürfnisse über die meiner Familie gestellt. Der Tod meines Mannes, die Affäre des Grafen Gandern und die Enttäuschung mit dem Bildhauer Hollenbacher haben mir gezeigt, dass wahres Glück nicht in Schönheit und Reichtum liegt.

Warum sollten die Leserinnen und Leser diesen Roman lesen?

Melitta F.: Meine Geschichte ist eine Geschichte über die Suche nach Glück und die Erkenntnis, dass wahre Werte nicht käuflich sind. Sie zeigt, wie wichtig Familie ist und wie schnell man die wirklich wichtigen Dinge im Leben aus den Augen verlieren kann. Ich hoffe, dass meine Geschichte andere davor bewahrt, die gleichen Fehler zu machen wie ich.

Sie waren zeitlebens eng mit der Münchner Gesellschaft verbunden. Wie haben Sie die aufkommende Frauenbewegung zu Ihrer Zeit erlebt?

Melitta F.: Die Frauenbewegung? Nun, es ist löblich, dass sich die Frauen für ihre Rechte einsetzen. Bildung, berufliche Möglichkeiten, das sind wichtige Anliegen. Aber man darf dabei die Familie nicht vernachlässigen. Eine Frau sollte sich nicht zwischen Familie und Beruf entscheiden müssen.

Frau Falkner, vielen Dank für das offene Gespräch!

Emma Haushofer-Merk

Spieglein, Spieglein an der Wand!

Roman (1921). E-Book. Erste Auflage 2024.

Erschienen am 13. September 2024

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