Über die Autorin
Maria Leitner (* 19. Januar 1892 in Varaždin, Ungarn; † 14. März 1942 in Marseille) war eine deutschsprachige ungarische Journalistin und Schriftstellerin.
Maria Leitner ist eine frühe Vertreterin der Reportageliteratur. Ihre Arbeiten zeichnen sich dadurch aus, dass sich die Autorin bei ihrer Beschreibung der Lebensverhältnisse der Arbeiterschaft nicht auf den Blick von außen verließ, sondern sich zeitweise in das zu beschreibende Milieu begab und z. B. selbst als niedere Arbeitskraft Erfahrungen sammelte.
Maria Leitner entstammte einer jüdischen Familie und wuchs in Budapest auf. Dort besuchte sie zunächst die Höhere Mädchenschule und studierte anschließend in Wien und Berlin Kunstgeschichte. Ab 1913 arbeitete sie bei einer Budapester Boulevardzeitung. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges berichtete sie u. a. als Korrespondentin für Budapester Zeitungen aus Stockholm.
Während des Krieges schlossen sich große Teile der revolutionär gesinnten ungarischen Jugend der antimilitaristischen Bewegung an und beteiligte sich aktiv beim sozialistisch-pazifistisch ausgerichteten Galilei-Zirkel. Mit dem Fall der Räterepublik sie ihr Heimatland für immer verlassen und emigrierte nach Wien und Berlin. In Berlin arbeitete sie beim Verlag der Jugendinternationale als Übersetzerin. U. a. übersetzte Maria Leitner die englisch-ungarische Übersetzung von Jack Londons Roman Die eiserne Ferse.
1925 reiste sie im Auftrag des Ullstein Verlages in die USA. Dort durchquerte sie mehrere Jahre lang den amerikanischen Kontinent von New York über Massachusetts, Pennsylvania, Virginia, Georgia, Alabama, Florida, bis hin zu Venezuela, Britisch- und Französisch-Guayana und den karibischen Inseln. Auf ihrer Reise nahm Maria Leitner schlecht bezahlte Jobs an, um über die erschreckenden Lebensumstände der Arbeiter zu berichten. So arbeitete sie als Dienstmädchen, Zigarrendreherin, besuchte Zuchthäuser und südamerikanische Diamantenminen. Im Mittelpunkt ihrer sozialkritischen Reportagen stand das Amerika der kleinen Leute auf der Kehrseite des American Dream. Ihre Sozialreportagen aus Amerika hat Maria Leitner in der Reportagesammlung Eine Frau reist durch die Welt zusammengefasst und ebenso in ihrem ersten sozialkritischen Roman Hotel Amerika verarbeitet. Eingebettet in eine Kriminalhandlung, wird die Geschichte eines irischen Wäschemädchens erzählt und die sozialen Missständen für die Arbeiterinnen und Arbeiter in einem New Yorker Luxushotel. Beide Veröffentlichungen waren sehr erfolgreich und erschienen in verschiedenen Übersetzungen.
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 kamen ihrer Bücher allerdings auf die Liste der zu verbrennenden Bücher. Maria Leitner lebte ab 1933 noch eine Zeitlang illegal in Deutschland, bevor sie ins Exil ging. Ihr Weg führte sie über Prag und das Saarland 1934 nach Paris, wo sie sich bis April 1940 aufhielt. Im Mai 1940 wurde Maria Leitner von den französischen Behörden zusammen mit anderen deutschen Exilanten im Lager Camp de Gurs in den französischen Pyrenäen interniert. Ihr gelang die Flucht über Toulouse nach Marseille, wo sie in extrem ärmlichen Verhältnissen im Untergrund lebte. Sie versuchte vergeblich ein Visum für die Vereinigten Staaten zu erlangen. Sie starb am 14. März 1942 in Marseille an körperlicher Erschöpfung.
Maria Leitner bleibt als Pionierin der „undercover reporting“ und als mutige Schriftstellerin in Erinnerung.
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